Was bedeutet soziale Gerechtigkeit?
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Am Sonntag, dem 20. Februar 2022, fand er statt, der:
Welttag der Sozialen Gerechtigkeit
Was jedoch verbirgt sich hinter dem Begriff: soziale Gerechtigkeit und was wird seitens der Politik in unserem Land dafür getan?
Nach ständig aktualisierten Umfragen halten zwei Drittel aller Bürger soziale Gerechtigkeit für besonders wichtig und sehr erstrebenswert. Gleichwohl gehen die Meinungen stark auseinander, denn sie hat viele Gesichter und deckt viele Bereiche ab.
Im Grundgesetz steht:
„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“
Und dort ist unter anderem auch festgeschrieben, dass Deutschland „ein demokratischer und sozialer Bundesstaat“ ist.
Soziale Gerechtigkeit
ist eine sehr, sehr wichtige Grundvoraussetzung
für das friedliche Zusammenleben
aller Nationen.
Sie wird in vier große Bereiche unterteilt:
Bedarfsgerechtigkeit, Chancengerechtigkeit, Generationengerechtigkeit und Leistungsgerechtigkeit.
Schauen wir uns zunächst die Bedarfsgerechtigkeit an, die ja sogar seit Urzeiten in unserem Vater unser mit dem Passus: „Unser tägliches Brot gib uns heute“ verankert ist, aber darüber hinaus noch wesentlich mehr bedeutet.
Eine Gesellschaft mit einer sozialen Grundstruktur, wie wir sie Gott sei Dank in unserem Land haben, kümmert sich um die Grundbedürfnisse aller ihrer Mitglieder. Das Notwendigste zum Leben gibt sie auch denen, die selbst nicht in der Lage sind, eine entsprechende Gegenleistung dafür erbringen zu können.
Es geht dabei aber nicht nur darum, dass kein Mitglied unserer Solidargemeinschaft verhungern oder auf der Straße schlafen muss. Gemäß verbindlicher Aussage des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahre 2010 hat der Staat hat jedem Hilfebedürftigen das zur Verfügung zu stellen, was
„für seine physische Existenz und für ein Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben“ nötig ist.
Was dieses „soziokulturelle Existenzminimum“ in Euro und Cent bedeutet, muss politisch immer wieder neu diskutiert und festgelegt werden.
Also, der Hartz-IV-Regelsatz.
Sicher, in unserem Lande gibt es viel Menschen am Rande des Existenzminimums bzw. der Armut. Bittere Armut ist in Deutschland jedoch eher selten!
Laut Studien sind nur 3,4 Prozent der deutschen Bevölkerung von „erheblicher materieller Deprivation“ betroffen! Das ist nur halb so viel wie im europäischen Durchschnitt.
Was die Chancengerechtigkeit betrifft, gibt es unserem Land meiner Meinung noch erheblichen Verbesserungsbedarf!
Laut dem Grundgesetz soll der Staat ja ungleiche Chancen möglichst ausgleichen!
Das bedeutet möglichst allen Bürgern faire Chancen auf freie Entwicklung bieten. Ein Beispiel sind gleichermaßen begabte Kinder aus völlig unterschiedlichen Elternhäusern, was die finanzielle Lage betrifft. Sie sollen alle ohne Unterschied die Möglichkeit bekommen, dasselbe Bildungsniveau erreichen zu können.
Und das ist noch längst nicht der Fall, wie von Pisa durchgeführte Studien in diversen Schulen es leider klar aufgezeigt haben.
Was ich jedoch als positiv empfinde, ist, dass sich den letzten 20 Jahren bei uns sehr viel getan hat. Die Chancen für Kinder aus einem sozial schwächeren Umfeld werden allmählich besser. Ein perfekter Ansatz und eine wirkliche Hilfe für die Eltern wären kostenfreie Kita- und Ganztagsschulplätze für alle.
Was ich unserem Sozialstaat auf jeden Fall zugutehalte, ist die Hilfe, auch im späteren Leben, um Schulabschlüsse nachzuholen oder zu erweitern. Bafög greift Hilfebedürftigen unter die Arme. Und auch für Berufstätige, die etwas dazulernen wollen, gibt es vielfältige Fördermöglichkeiten. Man muss sich eben halt informieren, was im Zeitalter von Internet und Google recht gut zu handhaben ist.
Was die Geschlechtergerechtigkeit betrifft, hat sich wirklich viel getan!
Dazu hole ich mal ziemlich weit in die Vergangenheit aus, um es auch der jetzigen Generation bewusst zu machen, was sich doch tatsächlich alles so getan hat.
Während es in den neuen Bundesländern völlig normal war, dass beide Ehepartner arbeiten, benötigte eine Frau in den alten Bundesländern bis 1977 das Einverständnis ihres Ehemanns! Und bis zum Jahr 1992 galt ein Nachtarbeitsverbot für weibliche Berufstätige.
In der heutigen Zeit wird überwiegend über den immer noch geringen Frauenanteil in Führungspositionen diskutiert. Ein weiteres großes Thema sind die unterschiedlichen Löhne von Mann und Frau für die gleiche Arbeit.
Aktuellen Umfragen zufolge meinen 54 Prozent der Frauen, dass es immer noch „eher ungerecht“ zugehe. Bei den Männern sind nur 38 Prozent dieser Meinung.
Was den Lohnunterschied zwischen Mann und Frau betrifft, ist Deutschland zumindest auf den ersten Blick ziemlich ungerecht. Frauen verdienen pro Stunde im Schnitt etwa 20 % weniger.
Das liegt aber vor allem an Faktoren wie dem gewählten Beruf, der Branche, der Erfahrung im Job, eventuellen Babypause(n), Teil- oder Vollzeit und so fort.
Wenn man all diese Faktoren objektiv berücksichtigt, bleibt als „bereinigte Lohnlücke“ derzeit noch ein Abstand von nur etwa 5 Prozent!
Was die Verteilungsgerechtigkeit betrifft, greift unser Staat massiv ein!
Um die unterschiedlichen Bruttoeinkommen gleicher zu machen, wurde die progressive Einkommensteuer eingeführt. Und als zweite Komponente gibt es die Sozialleistungen. Unser Staat verteilt also kräftig und regelmäßig um.
61 Prozent empfinden ihren Bruttolohn als „gerecht“ – den tatsächlich ausgezahlten Nettolohn jedoch nur noch 55 Prozent.
Bei der Generationengerechtigkeit geht es nicht nur um die Rente!
Unser aktuelles Rentensystem ist leider nicht der von vielen Bürgern erhoffte sichere Sparstrumpf! Die aktuell arbeitende Bevölkerung muss auch die Renten erwirtschaften. Und da kommt die Alterspyramide ins Spiel. Dank u.a. der hervorragenden medizinischen Versorgung werden die Menschen in unserem Land immer älter. Wer also Extras für die Älteren fordert, muss vor allem die Jüngeren zur Kasse bitten.
Aber nicht nur was die Rente betrifft, gehen die Interessen der Generationen auseinander. Ganz aktuelle Themen sind zum Beispiel:
Was ist uns Umweltschutz wert? Wie viel Schulden soll der Staat machen? Wie erhalten wir die Infrastruktur? Das sind auch allesamt Fragen der sozialen Gerechtigkeit.
Der Sinn für Gerechtigkeit geht für mich mit der Liebe zu den Menschen einher.
Es gibt sicher einige Lösungsansätze, aber wie es mit der Umsetzung konkret ausschauen soll?, ehrlich geschrieben: Ich habe absolut keine Ahnung!
Persönlich will ich mich nicht damit abfinden, dass die Chancen auf gute Bildung und Ausbildung, auf Teilhabe am Leben und Anerkennung in der Gesellschaft immer weiter auseinandergehen!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen von Herzen gerne schnelle und nachhaltige Lösungen und für die Zukunft viel Kraft, Ausdauer und persönliche Erfolge.
Wie gewohnt drücke ich uns allen ebenfalls von Herzen gerne von dem „ollen“ Virus und seinen Mutanten verschont zu bleiben. Toi, toi, toi!
Euer „alter Mann“
Werner Michael Heus