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Eine alte Frau wird zum Glückspilz

Liebe Leserinnen, liebe Leser

GlückspilzEs war einmal eine Frau, die war sehr, sehr fröhlich und das, obwohl sie in Wirklichkeit nur recht wenig zu lachen hatte. Die Gründe dafür waren einfach: Sie war alt und arm und einsam. Kaum einmal hatte sie das gehabt, wonach wir uns alle sehnen, nämlich Glück! Da sie sehr gerne und auch sehr erfolgreich Pilze sammelte, glaubte sie ganz fest daran, dass kein Pilz klein genug sein könne, um nicht doch ein Glückspilz zu sein.

Sie lebte in einer kleinen Hütte irgendwo im tiefen Süden Europas und verdiente sich ihren knappen Lebensunterhalt damit, Besorgungen für ihre Nachbarn zu erledigen. Als Belohnung für ihre Dienste hatte sie hier und da etwas etwas zu Essen und manchmal sogar ein komplette Mahlzeit bekommen.

Also machte sie sich Tag für Tag auf den Weg, um „irgendwie“ weiterzukommen. Dabei sah sie immer so fröhlich und munter aus, als würde sie nichts weiter auf der Welt brauchen.

Als sie eines Abends im Halbdunkel, wie immer von einem Lächeln erfüllt, auf der Landstraße zu ihrer Hütte trottete, sah sie einen großen schwarzen Topf, der im Graben lag!

„Ach Du meine Güte!“, rief sie, „das wäre genau das Richtige für mich, wenn ich nur etwas hätte, was ich da hineintun könnte! Aber ich habe ja leider nichts!“

Sie sah sich um und erwartete, dass der Besitzer nicht weit entfernt sein würde, aber sie konnte niemanden sehen.

War sie etwa auf dem Weg zu einem besseren Leben?

„Vielleicht ist ja ein Loch drin?,“ sagte sie sich, „und deshalb ist er weggeworfen worden.“

Sie hob ganz vorsichtig den Deckel ab und schaute hinein.

Herr, erbarme Dich meiner!„, rief sie, ziemlich erstaunt. „Wenn er voller Goldstücke ist, wäre das hier das pure Glück!“

Topf voller Goldstücke

Und so war es tatsächlich.

Der Topf war randvoll mit großen Goldmünzen. Zuerst stand sie einfach nur stocksteif da und fragte sich, ob sie nun auf dem Kopf oder etwa doch mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand. Sie schloss die Augen, öffnete sie wieder und zwickte sich selbst in den Arm, um sicher zu sein, dass sie nicht träumte.

Dann sagte sie sich: „Ich fühle mich reich. Ich fühle mich wie ein echter Glückspilz!“

Nachdem sie sich das viele Male gesagt hatte, begann sie sich zu fragen, wie sie ihren Schatz denn jetzt nach Hause bringen sollte. Er war viel zu schwer für sie, um ihn zu tragen. Sie sah keinen anderen Weg, als das Ende ihres Schals daran zu binden und ihn wie einen Karren hinter sich herzuziehen.

„Es wird bald dunkel“, sagte sie sich. „Was bin ich doch für ein Glückspilz!“

„Umso besser! Die Nachbarn werden nicht sehen, was ich mit nach Hause bringe. Und ich werde die ganze Nacht für mich haben und überlegen können, was ich tun werde! Vielleicht kaufe ich mir ein prächtiges Haus und sitze einfach nur mit einer Tasse Tee am warmen Ofen.

Dann werde überhaupt nicht mehr arbeiten und mich wie eine Königin fühlen. Oder vielleicht vergrabe ich den Schatz im Garten und bewahre einfach ein bisschen in der alten Porzellanteekanne auf dem Kaminsims. Oder vielleicht … Ich fühle mich so großartig, dass ich mich selbst kaum mehr wiedererkenne.

Zu diesem Zeitpunkt war es ihr bereits ein wenig beschwerlich, das Gewicht zu schleppen. Sie hielt inne, um sich eine Weile auszuruhen, und drehte sich um, um ihren Schatz anzusehen.

Und siehe da! Es war überhaupt kein Goldschatz! Es war nur ein Klumpen Silber. Sie starrte ihn an, rieb sich mehrmals die Augen und starrte ihn wieder an.

„Was bin ich doch für ein Glückspilz!“, sagte sie. „Und ich dachte, es wäre ein Topf voller Gold! Ich muss geträumt haben. Aber das ist wirklich großes Glück! Silber macht viel weniger Ärger“

Von positiven Gedanken erfüllt ging sie wieder los und plante, was sie mit ihrem Schatz tun würde. Sie fühlte sich reich und war einfach nur über alle Maßen glücklich.

Nach einer Weile wurde sie wieder etwas müde und hielt erneut an, um sich auszuruhen. Als sie schaute, ob ihr Schatz sicher sei, sah sie nichts als einen großen Klumpen Eisen!

„Was bin ich doch für ein Glückspilz!“, sagt sie noch einmal. „Und ich verwechsele es mit Silber! Ich muss geträumt haben.

Aber das ist nun wirklich echtes Glück!

Alles ist gut so, denn ich hätte wohl nie mehr ruhig schlafen können, vor lauter Angst, ausgeraubt zu werden. Aber auch ein Stück Eisen ist durchaus sehr nützlich. Ich werde es für viel Geld verkaufen und reicher sein, als ich es je zuvor gewesen bin. 

Voller Pläne, wie sie ihre Erlös aus dem Verkauf ausgeben würde, ging sie weiter, bis sie wieder anhielt, um sich auszuruhen, und sich umsah, um zu sehen, dass ihr Schatz sicher war. Und diesmal sah sie nichts als einen großen Stein.

„Was bin ich doch für ein Glückspilz!“, rief sie voller Lächeln. „Und wenn ich daran denke, dass ich es mit Eisen verwechselt habe. Ich muss geträumt haben. Aber das hier ist wirklich Glück, und ich will so sehr, dass ein Stein das Tor offen hält. Oh mein Gott! Das ist aber aber auch wirklich eine Veränderung zum Besseren! Es ist eine feine Sache, so viel Glück zu haben.“

In der Aufregung bald zu sehen, wie der Stein das Tor offen halten würde, trabte sie den Hügel hinunter, bis sie zu ihrer eigenen Hütte kam. Sie entriegelte das Tor und drehte sich dann um, um ihren Schal von dem Stein zu lösen, der hinter ihr auf dem Weg lag.

Ja, es war wirklich ein Stein.

Es war hell genug, um ihn am Tor liegen sehen zu können, eben gerade so, wie ein Stein sein sollte. Die alte Frau beugte sie sich darüber, um das Ende ihres Schals zu lösen, als plötzlich etwas aufsprang, quietschte und von einem Augenblick zum nächsten so groß war wie eine Katze. Dann kamen vier schlaksige Beine und zwei Augen zum Vorschein. Zuletzt tauchte ein großer langer Schwanz auf. Es handelte sich um ein Chamäleon, welches davon tobte und quietschte wie ein unartiger, schelmischer Junge! Die alte Frau starrte ihm nach, bis es kaum noch zu sehen war, dann brach auch sie in schallendes Gelächter aus.

„Ein Chamäleon!“ Sie kicherte, „Was habe ich nur für ein Glück! Ich bin ziemlich sicher der glücklichste Mensch in der ganzen Gegend.“

Sie ging in ihr Häuschen und verbrachte den Abend damit, über ihr großes Glück zu lachen.

Und was ist die Moral von der Geschicht?

Wer selbst aus jedem Unglück etwas Positives mitnimmt, hat immer ein fröhliches Lächeln im Gesicht!

Was mich an dieser Geschichte völlig fasziniert, ist, dass die alte Dame in dieser Geschichte eine der fröhlichsten Charaktere ist, von der ich jemals etwas gehört oder gelesen habe. Ihre durchweg positive Art hilft ihr dabei, jedes Unglück als eine Art Geschenk zu betrachten. Mir persönlich hilft sie ganz entscheiden dabei, Glück als etwas zu sehen, das vielmehr von der eigenen Einstellung abhängt und gar nicht so viel mit Ereignissen zu tun hat.

Ich hoffe, dass diese Geschichte auch für Euch, gerade in dieser schweren Zeit, positive Gedanken bringt. In diesem Sinne wünsche ich uns allen von Herzen gerne viele positive Momente in unserem Alltag.

Toi toi toi

Euer „alter“ Mann

Werner Michael Heus

 

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