Das einzigartige Weihnachtsessen
Table of Contents
Toggle* Liebe Leserinnen, liebe Leser *
Bereits seit etlichen Tagen war Familie Laus mit den Vorbereitungen für die Weihnachtsfeiertage beschäftigt. Der Vater, Nico Laus, war für das Festtagsmenü zuständig. Es sollte das einzigartige Weihnachtsessen werden.
Ja, Papa Laus hieß Nico Laus, so hatten ihn seine Eltern genannt und so war es schon immer Tradition in der Familie Laus gewesen. Sein Vater hieß schließlich auch Nico Laus.
Nico Laus kochte also das Weihnachtsmenü. Natascha Laus, seine herzallerliebste Ehefrau, war für die Kekse, Plätzchen und Lebkuchen zuständig. Da im Hause Laus sehr viele Kekse und Plätzchen bereits während der Adventszeit gegessen wurden, mussten demnach für die Feiertage nochmal neue Leckereien gebacken werden.
Nadia und Nico Laus junior, die Kinder von Nico und Natascha Laus, bereiteten jedes Jahr mit Oma Nadine den Nachtisch vor. Nico Laus junior war mit seinen knapp zwei Jahren jedoch ehrlich gesagt noch etwas zu klein, um sinnvoll bei den Vorbereitungen zu helfen.
Er durfte mit dem Kochgeschirr, Löffeln und Teigschabern spielen, sofern sie gerade nicht gebraucht wurden. Opa Nico Laus, Senior saß in einem alten Ohrensessel und hatte das Ganze unter Aufsicht, um zu gewährleisten, dass nun ja auch nichts schiefging.
Er nahm seine Aufgabe sehr ernst, nickte lediglich für ein paar Minuten ein und war dann aber auch sofort wieder hellwach.
Es waren genau diese paar Minuten, die in diesem Jahr für die Einzigartigkeit des Weihnachtsessen sorgen sollten.
Nach dem Ausschlafen von den Anstrengungen des Heiligabend begannen am ersten Weihnachtsfeiertag direkt nach dem Frühstück die letzten Vorbereitungen für das Mittagessen.
Die Kinder Nadia und Nico Laus junior spielten mit den neuen Spielzeugen, die ihnen das Christkind gebracht hatte und waren von weihnachtlicher Freude erfüllt. Vater Nico und seine Natascha werkelten fröhlich mit Oma Nadine in der Küche. Und Opa Laus machte es sich, wie gewohnt, im Ohrensessel bequem und beobachtete das eifrige Treiben.
Zur Mittagsstunde saßen dann alle endlich am festlich gedeckten Tisch, die Kerzen leuchteten und alle freuten sich auf das herrliche Festessen.
Tochter Nadia, die immer ungeduldig war, probierte schon mal das Gemüse, das nach einem alten Familienrezept aus Erbsen, Möhren, Blumenkohl, Kohlrabi und Spargel bestand. Also, das berühmte Leipziger Allerlei. Selbst in ihrem jugendlichen Alter bemerkte sie sofort, dass das Gemüse in diesem Jahr aber erheblich anders schmeckte als in all den Jahren zuvor.
Mutter Natascha Laus kaute mit leicht verzogener Miene auf einem Stück des nur allzu herrlich anzuschauenden Schweinefilets herum. Opa Nico Laus Senior schluckte einen halben Semmelknödel vor lauter Schreck in einem Stück herunter.
Es wurde mucksmäuschenstill am Tisch. Allen am Tisch war klar, dass irgendetwas nicht stimmte, aber niemand traute sich etwas zu sagen.
“Das ist ja einfach nur süß und sonst nichts!”, sagte Papa Laus, der sein Gesicht in alle Richtungen verzog, während er auf einem Stück Schweinefilet herumkaute. Die anderen überlegten kurz und stimmten ihm zu. Das, was da so ungewöhnlich schmeckte, war schlicht und einfach Zucker, der in allen Speisen deutlich herauszuschmecken war.
Aber wie um Himmels willen war der in das einzigartige Weihnachtsessen hineingekommen?
Mama Natascha Laus hatte da so eine Vermutung und stand auf, um ihrer Vermutung nachzugehen. Sie probierte die Kekse, Plätzchen und auch ein Lebkuchenmännchen. Sie waren ausnahmslos alle komplett versalzen.
Natascha ging zum Küchenschrank und öffnete den Salztopf und die Zuckerdose. In der Zuckerdose war doch tatsächlich das Salz und der Zucker befand sich im Salztopf.
Sie ging zurück ins Esszimmer und berichtete von ihrer Entdeckung. Wieder wurde es ganz still.
“Du hast doch die ganze Zeit aufgepasst, oder?”, fragte sie Opa Laus.
Dieser senkte daraufhin seinen Blick bis fast unter den Tisch. In der Familie als ehrliche Haut bekannt, gestand er, dass er wohl kurz eingenickt sein musste.
“Aber du weißt doch, dass klein Nico immer mit Zucker und Salz spielt, wenn man nicht haargenau aufpasst?!“ Der Ton von Mama Natascha wurde ein klein wenig schärfer.
Jedoch besann sie sich dann auch ganz schnell wieder, denn es war ja schließlich Weihnachten. Das Kind war nun mal eben in den Brunnen gefallen und es half alles nichts.
Sie suchten für diesen Feiertag alles heraus, was nicht versalzen sein konnte oder viel zu süß war. Das Eis für den Nachtisch hatte Oma Nadine Laus glücklicherweise im Supermarkt gekauft.
Also gab es dieses Jahr das Eis ohne die selbstgemachte Vanillesoße! Anstatt des Selbstgebackenen gab es gekaufte Dominosteine, belegte Brote und Gurken aus dem Glas. Äpfel, Mandarinen und verschiedene Nüsse, ganz viel Schokolade und auch Zuckerstangen.
Nadia und Nico Laus junior fanden das Weihnachtsessen in diesem Jahr ganz besonders lecker. Auch Mama Natascha und Papa Nico mussten so richtig schmunzeln, als sie den trotz allem reichlich bunt gedeckten Tisch sahen.
“Das war das erste Weihnachtsessen, das ganz ohne Soße serviert wurde!”, stellte Opa Laus sachlich fest und bog sich beinahe vor Lachen.
Oma Nadine bemerkte grinsend: „Das war wirklich das einzigartige Weihnachtsessen und biss herzhaft lachend in einen Zuckerkringel.
Und was ist die Moral von der Geschicht?
„Salz und Zucker reichen dann doch wirklich voll und ganz für ein absolut einzigartiges Weihnachtsgericht!
Wie auch immer Ihr Euch gerade fühlt und wo auch immer Ihr gerade seid, ich wünsche euch von Herzen gerne eine gesunde & fröhliche Vorweihnachtszeit.
Euer „alter“ Mann
Werner Michael Heus