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Ein Sprichwort zu Weihnachten

Liebe Leserinnen, liebe Leser

An dem Samstag vor dem vierten Advent sollte es so richtig zur Sache gehen. Michael zog sich schön warm an, denn es hatte in der letzten Nacht erst gefroren und dann auch noch geschneit. Und er wollte in die Stadt gehen, um einem Sprichwort zu Weihnachten folgend die Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

In diesem Jahr ging Michael für seine Verhältnisse schon sehr zeitig los, um Geschenke einzukaufen. Schließlich hatte er aus seinen gemachten Erfahrungen der letzten Jahre gelernt. Er war bei seiner Großmutter aufgewachsen. Von ihr hatte er viele Sprichwörter und deren Bedeutung auf seinen Lebensweg mitgenommen und auch möglichst danach gelebt.

Vor ein paar Jahren dachte er noch: „Die Letzten werden die ersten sein.“ Was sich allerdings für ihn nicht bewahrheitet hatte. Es gab endlose Schlangen an den Kassen und die Leute, die diese irgendwie umgehen wollten, waren wirklich und wahrhaftig „mit allen Wassern gewaschen“!

Besonders wenn es darum ging, das letzte Geschenk im Regal mit allen Mitteln zu bekommen. Da wurde dann auch von einigen Kunden verbal „kein Blatt vor den Mund genommen“, um das Ziel zu erreichen.

Michael handelte dieses Jahr strikt nach dem Motto:

„Der frühe Vogel fängt den Wurm!“, und er war sich durch und durch sicher, dass er damit Erfolg haben würde, denn, wie Großmutter immer sagte: „Der Glaube kann ja bekanntlich Berge versetzen.“

Und schwupp, gleich im ersten Geschäft wurde er auch bereits zum ersten Mal fündig. Obwohl er vorher überhaupt nicht einmal im Ansatz eine Geschenkidee für seine Nichte Klara gehabt hatte, stand er auf einmal vor einem dunkelbraunen Plüschteddy mit einem zartrosa Schleifchen. Klara liebt Plüschteddys über alles!

Michael war nicht nur heilfroh, genau diesen Teddy gefunden zu haben, sondern er wusste ganz sicher, dass sich ein solcher noch nicht in ihrer Sammlung befindet. Und während er sich innerlich vor Freude selbst auf die Schulter klopfte, dachte er:

„Ein blindes Huhn findet eben auch mal ein Korn!“

Im nächsten Geschäft wurde es dann schon etwas schwieriger. Außer ihm waren wohl doch noch viele weitere Mitbürger auf die Idee gekommen, ausgerechnet heute Weihnachtsgeschenke zu kaufen!

Er hörte, wie sich zwei andere Kunden lauthals stritten. Um was es ging, konnte er nicht herausfinden, aber er sagte leise zu sich: “Ihr zwei seid wie Feuer und Wasser.”

Für seinen Sohn Tobias war es recht einfach, was die Weihnachtsgeschenke betraf, denn hier traf zu, dass „der Apfel eben nicht weit vom Stamm fällt!

Michael, selbst ein begeisterter Fußballfan eines berühmten bayrischen Vereins, kaufte für Sohn Tobias einen hochwertigen Lederfußball und das aktuelle Jahrbuch des FC Bayern München.

Nun brauchte er nur noch etwas für seine liebe Frau Gemahlin. Wie in jedem Jahr war das Geschenk für Maria eine echte Herausforderung für ihn!

Früher hatte er mal versucht, sich einen Rat bei Marias Freundinnen zu holen, dann aber ganz schnell festgestellt, dass

“viele Köche den Brei verderben”.

Dieses Jahr ging er also wieder alleine los. Und er fand auch tatsächlich etwas. In der Schmuckabteilung eines großen Kaufhauses stieß er nach langem Suchen, getreu dem Motto: “Gut Ding will Weile haben” auf eine wunderschöne Kette aus Weißgold. Die wird Maria ganz sicher gefallen. Etwas unerwartet sah er plötzlich “Licht am Ende des Tunnels”.

Ganz aufgeregt vor lauter Freude merkte er gar nicht, wie jemand seinen Namen sagte. Erst beim dritten Mal drehte er sich dann endlich um. Es war Maria und nicht irgendeine Maria, sondern seine liebe Ehefrau. “Hallo mein Schatz!”, sagte sie voller Freude ihn hier zu treffen.

Michael versuchte ganz schnell zusammen mit Maria aus der näheren Umgebung der Kette wegzukommen, denn sie sollte ihre Überraschung auf keinen Fall schon vor Weihnachten sehen.

Maria war ganz spontan nach der Arbeit in die Stadt gegangen, um ein bisschen zu bummeln. Darüber hinaus war sie auch ein klein wenig neugierig, was Michael in der Stadt machen wolle. “Da liegt doch was in der Luft”, sagte ihr ihr untrüglicher weiblicher Instinkt.

Michael ließ sich jedoch absolut nichts anmerken. Er zeigte ihr die Geschenke für Klara und Tobias. Dann lud er seine Frau auf eine Tasse Kaffee und ein leckeres Stück Torte ein, denn

“Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.”

Die Zeit verging beinahe wie im Fluge, so gut wie sich die beiden an diesem Tag unterhielten und so richtig herrlich miteinander lachten.

Wie er Marias Kette nun noch unbemerkt kaufen sollte, war ihm allerdings ein Rätsel, aber vielleicht “ging ihm ja noch ein Licht auf!

Als seine liebe Maria mal das „stille Örtchen“ aufsuchen musste, rief er schnell ihre beste Freundin an. Er bat sie Maria unter einem Vorwand zu sich nach Hause zu locken.

Da er selbst dieser Freundin etliche Male geholfen hatte, kam hier zum Tragen, dass eben „eine Hand die andere wäscht„. Die Freundin nahm das Heft in die Hand. Sie rief Maria kurzerhand auf dem Handy an und bat sie umgehend zu ihr zu kommen.

Kurz nachdem Maria vom der Toilette zurückgekommen war, verabschiedete sie sich von Michael mit den Worten, dass sie ganz dringend noch etwas erledigen müsse. Es „klappte also alles wie am Schnürchen„!

Michael rieb sich die Hände und freute sich.

Sofort machte er sich auf den Weg zurück zur Schmuckabteilung, um die Kette aus Weißgold für seine liebe Frau zu kaufen. Dort angekommen, musste er jedoch feststellen, dass gerade ein anderer Mann erhöhtes Interesse an eben genau dieser Kette zeigte. Er befand in einem sehr munteren Dialog mit der Verkäuferin. Tja, „ein Unglück kommt eben selten allein!“

Michael war innerlich aufgewühlt und überlegte, was er tun könne, kam jedoch zu keinem anderen Ergebnis, als die Ruhe zu bewahren. Er erinnerte sich wieder mal an die Worte, die seine Großmutter oft geäußert hatte, nämlich dass „in der Ruhe auch die Kraft liege„.

Und es sollte sich tatsächlich lohnen! Wenige Minuten später bekam der andere Kaufinteressent auch einen Anruf, bedankte sich kurz für die gute Beratung und schwupp, weg war er.

Michael kaufte die Kette und ließ sie ganz besonders schön einpacken, denn was das Geschenkeinpacken betraf, „hatte er zwei linke Hände“!

Mehr als zufrieden mit dem, was er heute erreicht hatte, machte er sich mit einem Lächeln auf den Lippen auf den Weg nach Hause.

 

Sternenschweif

Und was ist die Moral von der Geschicht?

Ende gut, alles gut!, so wie das Sprichwort es verspricht.

Wie auch immer Ihr Euch gerade fühlt und wo auch immer Ihr gerade seid, ich wünsche Euch von Herzen gerne eine gesunde & fröhliche Vorweihnachtszeit. Für heute wünsche ich uns allen einen harmonischen 4. Advent.

Euer „alter“ Mann

Werner Michael Heus

 

Anmerkungen zu dieser Geschichte:

Während meiner Tätigkeit in der Altenpflege habe ich speziell beim Umgang mit Demenzkranken festgestellt, dass man über Sprichwörter besser und viel leichter Zugang zu ihnen bekommt. Viele Sprichwörter sind ihnen trotz der Erkrankung so präsent, dass sie Zusammenhänge einfacher erkennen können. Man kann damit Emotionen in ihnen auslösen und eventuell sogar mal einen Einblick in ihr Seelenleben bekommen. Was jedoch noch viel mehr bedeutet: Man kann ihnen ab und an auch mal ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Dafür lohnt es sich allemal!

 

Ein Kommentar

  • Hannelore

    Guten Morgen lieber Werner,
    Die Geschichte war wieder sehr schön.
    Sprichwörter kenne ich auch von meiner
    Mutter her.
    Habe sie meine Kinder weiter gegeben.
    Am Anfang haben sie darüber gelacht,
    aber wenn es zugetroffen ist, staunten sie.
    Einen schönen besinnlichen 4. Advent
    wünsche ich Dir und bleib gesund.
    Hab dich auch lieb.

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