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Mit Oma Weihnachtsplätzchen backen

Liebe Leserinnen, liebe Leserinnen

Jahr für Jahr für Jahr erinnere ich mich immer wieder gerne an die Adventszeit. Besonders an die Zeit, wo ich bei meiner Großmutter zu Hause aufgewachsen bin. Dann schwelge ich förmlich in schönen Erinnerungen und gerate komplett ins Träumen.

Ganz besonders, wenn es um das Weihnachtsplätzchen backen mit der Großmutter geht.

Meine Großmutter hatte immer schon in den letzten Tagen vor dem ersten Advent begonnen, die Wohnung weihnachtlich zu dekorieren und zu schmücken. Dadurch breitete sich mehr und mehr eine warmherzige und friedliche Stimmung aus. Und die Vorweihnachtszeit war für uns immer eine ganz besondere Zeit.

Immer sechs Wochen vor Weihnachten fand ein jährlich wiederkehrendes Ritual statt. Es handelte sich um die Zubereitung des Christstollens, der ganz besondere Aufmerksamkeit und geordnete Abläufe erfordert, da das Ergebnis ja immer erst zum Weihnachtsfest selbst ganz objektiv beurteilt werden kann, weil er i.d.R. erst dann richtig und vollständig durchgezogen ist.

Und ohne jegliche Übertreibung bleibt mir heute nichts anderes übrig als voller Stolz zu berichten, dass der selbstgebackene Christstollen von der Oma, wie man heute sagen würde, immer der absolute Hammer war.

Oma`s WeihnachtsplätzchenJedes Jahr am Samstag vor dem ersten Advent haben wir immer begonnen Großmutters Weihnachtsplätzchen zu backen. Meine Großmutter verfügte über eine sehr umfangreiche Sammlung von ganz vielen leckeren Rezepten. Einige davon waren handgeschrieben und wurden von Generation zu Generation weitergegeben.

 

Wir haben dann auch jedes Jahr versucht nach allen Rezepten während der Vorweihnachtszeit zu backen! Aber jeder von uns hatte seine persönlichen Favoriten, von denen dann ständig Nachschub gebacken werden musste.

Mein Großvater mochte besonders gerne Spritzgebäck!

Ganz besonders dann, wenn es zur Hälfte mit Schokolade überzogen war, meine Mutter liebte Vanillekipferl und Kokosmakronen. Meine Schwester aß am liebsten Engelsaugen mit Mandeln im Teig. Die futterte sie mit einer wahren Begeisterung und solange bis sie Bauchschmerzen bekam.

Ich selbst mochte damals – und so ist es bis heute geblieben – am liebsten ganz einfache, klassische Ausstechplätzchen mit bunten Zucker– oder Schokoladenstreuseln.

In einem Jahr, ich erinnere mich noch, als wenn es heute gewesen wäre, hatte ich das große Glück, dass meine Großmutter mit den Ausstechplätzchen anfangen wollte, juchhu, was für eine Freude.

Tags zuvor hatten wir schon alle notwendigen Zutaten für Großmutters Weihnachtsplätzchen eingekauft:

Butter, Mehl, Eier, Backpulver, Haushaltszucker, Vanillezucker, Puderzucker, sowie Zucker- und kunterbunte Schokoladenstreusel.

Meine Oma lehrte mich,

dass es sehr wichtig sei, nicht einfach draufloszubacken, sondern alles systematisch vorzubereiten, damit nicht nur alle benötigten Zutaten, sondern auch in ausreichender Menge vorhanden sind. Nichts ist schlimmer, als wenn man beim Backen feststellt, dass etwas fehlt.

Und auch die richtige Temperatur bestimmter Zutaten spielt eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel bei der Butter ist es bei vielen Rezepten so, dass sie Zimmertemperatur haben soll, also mussten wir sie rechtzeitig vorher aus dem Kühlschrank nehmen.

Nur allzu gut erinnere ich mich noch daran, dass meine Großmutter darauf schwor, dass in den Teig auch ein wenig Salz gehöre. Das hatten wir eh da, weil es ja zum Kochen ständig gebraucht wird.

Ich durfte dann alle Zutaten miteinander verkneten. Das geschah damals noch von Hand und ich musste am Ende richtig so richtig kräftig kneten, damit der Teig dann auch schön geschmeidig wurde.

Dann haben wir ihn zum Abkühlen in den Kühlschrank gelegt und gewartet. Diese Wartezeit kam mir immer wie eine halbe Ewigkeit vor.

Als es dann endlich so weit war, haben wir die Plätzchen ausgestochen.

Meine Großmutter und ich haben uns immer abgewechselt: einmal hat sie den Teig ausgerollt und ich hab ausgestochen, und beim nächsten Mal hab ich den Teig ausgerollt und sie hat ausgestochen.

Sie hatte eine kleine Holzkiste mit ganz vielen Ausstechförmchen aus Metall. Da gab es Sterne in verschiedenen Größen, eine Glocke, einen Mond, einen Tannenbaum, einen Stiefel, einen Engel und Herzen in verschiedenen Größen.

Meine Schwester und ich durften uns die Ausstechförmchen aussuchen. Na ja, und ganz ehrlich gesagt: Teig naschen durften wir natürlich auch. Und jedes Mal hat uns die Großmutter gewarnt, nicht zu viel zu essen, damit wir keine Bauchschmerzen bekamen.

Am Ende hatten wir aber doch immer ein flaues Gefühl im Magen von dem ganzen Teig. Aber er war eben auch ganz einfach viel zu lecker!

Den größten Spaß hat mir jedoch all die Jahre das Verzieren von Großmutters Weihnachtsplätzchen bereitet.

Damit das auf jeden Fall klappt, haben wir die Plätzchen ein wenig abkühlen lassen und dann mit Zuckerguss eingepinselt. Auf diese Glasur kamen dann die bunten Zucker- oder Schokoladenstreusel, die wir ganz vorsichtig darauf gestreut haben.

Wenn alles fertig und die Plätzchen richtig abgekühlt und getrocknet waren, holte die Großmutter ganz viele bunte Weihnachtsdosen aus dem Keller, in die wir die Kekse und Plätzchen dann ganz vorsichtig hineinlegten. Und zwar für jede einzelne Sorte Kekse eine gesonderte Dose, damit die einzelnen Aromas auch erhalten blieben.

Es war jedes Jahr so schön, die Dosen mit dem fertigen Gebäck dastehen zu sehen und dann dieser herrliche Duft, wenn man den Deckel einer Dose anhob.

Was mir jedoch am meisten und am wichtigsten für mein Leben in meinen Erinnerungen geblieben ist, ist die Tatsache, dass meine Großmutter immer für jedes kleine oder auch große Problem eine Lösung hatte.

Wenn beispielsweise Großmutters Weihnachtsplätzchen mal trocken geworden sind, weil wir es mit Mehl zum Ausrollen auf dem Tisch etwas zu gut gemeint und dadurch zu viel Mehl im Teig hatten, dann hat sie einen Apfel geschält und eine Spalte mit in die Dose gelegt und …?

Schon wurden die Kekse wieder saftig!

Heute denke ich manchmal schelmisch, ob sich das Lied: Oh, du fröhliche vielleicht vom Plätzchen backen ableitet … ich muss gerade schmunzeln.

Und immer ganz besonders groß war meine Vorfreude auf das erste Adventskaffeetrinken mit der ganzen Familie! Ach, was soll ich weiter sagen?

Es war eben die gute, alte Zeit!

Und was ist die Moral von der Geschicht?

Wenn ich wirklich mal einen Wunsch „frei“ hätte, dann würde ich gerne noch einmal mit meiner Großmutter zusammen Weihnachtsplätzchen backen, und den ganzen Kommerz rundum Weihnachten, ehrlich gesagt, den brauche ich nicht!

Wie auch immer Ihr Euch gerade fühlt und wo auch immer Ihr gerade seid, ich wünsche Euch von Herzen gerne eine gesunde & fröhliche Vorweihnachtszeit.

Euer „alter“ Mann

Werner Michael Heus

 

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