Tag des weißen Stockes 2022
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auch in diesem Jahr ist am 15. Oktober:
Table of Contents
ToggleTag des weißen Stockes 2022
Der Blindenlangstock ist neben der hoffentlich überall bekannten Blinden–Armbinde (gelb mit 3 schwarzen Punkten) das Schutz– und Erkennungszeichen für blinde Menschen.
Ich erinnere mich noch ziemlich genau an den Tag, an dem ich als 8 oder 9-Jähriger zum ersten Mal einen Mann mit einer Blindenarmbinde gesehen habe. Meine Großmutter erklärte mir damals ausführlich, was es mit dieser Binde auf sich hat. Das hat mich für mein gesamtes bisheriges Leben sensibilisiert.
Etwa zu dieser Zeit, genau gesagt im Jahre 1964 verabschiedete der Kongress in den USA eine Resolution, die den 15. Oktober zum White Cane Safety Day erklärte. Das bedeutet übersetzt ungefähr: „Verkehrssicherheitstag des weißen Stockes“.
Der Tag des weißen Stocks entwickelte sich binnen kurzer Zeit zum weltweiten Aktionstag der blinden Menschen und das finde ich toll.
Seit dem Jahr 2002 bildet der 15. Oktober in Deutschland auch den Abschlusstag der
„Woche des Sehens“.
Die diesjährige Woche des Sehens diente dazu, das Sehen als solches zu würdigen. Es wurde aufgezeigt, auf welch unterschiedliche Weise wir mit und ohne Sehbehinderung sehen.
Allem voran ist der weiße Stock das entscheidende Hilfsmittel, damit sehgeschädigte Menschen sich unabhängig bewegen, sowie Wege alleine und selbstbestimmt gehen können.
Dieser Langstock ermöglicht Bewegung im öffentlichen Raum. Durch entsprechenden Schulungen in Orientierung und Mobilität konnten blinde und sehbehinderte Menschen auch die für sie ungeheuer große Herausforderung des Straßenverkehrs in Angriff nehmen.
Der weiße Stock ist nicht nur ein Hilfsmittel für sehbehinderte und blinde Menschen, um Selbständigkeit zu erlangen. Gleichzeitig ist er darüber hinaus ein Symbol der blinden Bürgerinnen und Bürger in unserer Gesellschaft.
Die vielen Leistungen blinder und sehbehinderter Menschen gilt es weltweit zu ehren. Um die Bedeutung des weißen Stockes für die Förderung der Selbständigkeit anzuerkennen, begeht die Welt jährlich den 15. Oktober als
„Verkehrssicherheitstag des weißen Stockes“.
Heute dient der weiße Stock als Blindenhilfsmittel und Symbol zugleich.
Dies war jedoch nicht immer der Fall.
Der internationale Aktionstag steht unter dem Motto:
„Bitte Weg frei!“
Gemeint ist damit ganz konkret die Bedeutung von Bodenleitsystemen, die mit dem Stock ertastet werden und im öffentlichen Raum zur Orientierung dienen.
Im Jahr 1967 wurde in Japan eine Fußbodenstruktur gestaltet, die für blinde Menschen eine Hilfe sein soll:
Diese Strukturen können mit dem Langstock oder den Füßen ertastet werden.
Sie warnen zum einen vor Gefahren und geben zum anderen eine Orientierungshilfe.
Mittlerweile wurde diese Erfindung nahezu überall in der Welt übernommen.
Die Strukturelemente werden im deutschsprachigen Sprachraum seit Ende der 1980er Jahre als Bodenindikatoren bezeichnet. Im Boden verlegte Platten mit Noppen und Rippen haben folgende Funktionen:
zu leiten, zu warnen und auch zu stoppen
In Reihe verlegte Platten mit Rippen, sogenannte Leitstreifen, zeigen einem sehbehinderten oder gar blinden Menschen eine sichere Strecke an.
Diese sind beispielsweise auf Bahnsteigen zu finden, natürlich mit ausreichendem Abstand von der Bahnsteigkante.
Blinde und stark sehbehinderte Menschen bewegen sich im öffentlichen Raum mit dem
Weißen Langstock.
Voraussetzung für einen sicheren und erfolgreichen Umgang mit dem Langstock ist das Erlernen des Umganges in einem sogenannten Orientierungs– und Mobilitätstraining.
Die meist angewandten Techniken sind die Pendeltechnik, wobei wird der Gehweg in einem bestimmten Rhythmus fächerartig auf Hindernisse und Schlaglöcher abgetastet wird.
Die Schleiftechnik, wobei mit dem Stock der Boden fächerförmig „abgeschleift“ wird.
Und die Diagonaltechnik, wobei mit dem Langstock im Vorbeigehen an einer Wand entlang getastet wird, was überwiegend in Innenräumen angewendet wird.
Durch diese Techniken werden sowohl taktile als auch akustische Kontraste im Bodenbelag als Informationen lesbar.
Gleichzeitig ist der weiße Langstock ein optisches Erkennungsmerkmal, das allen sehenden Verkehrsteilnehmern, ob laufend oder fahrend, eindeutig signalisiert, dass hier besondere Rücksicht geboten ist
Wer sein Gepäck abstellt und so die Leitstreifen blockiert, zwingt blinde und sehbehinderte Menschen zu völlig unnötigen Umwegen, die obendrein auch noch gefährlich werden können.
Normalerweise verteilen die Selbsthilfeorganisationen an diesem Tag in ganz Deutschland Aktionspostkarten. Damit sollen die normal sehen könnenden Mitbürger aufgefordert werden, den „Stockeinsatz“ zu erleichtern.
2020 fiel diese Aktion aufgrund von Covid-19 leider aus!
Die Aktion „Bitte Weg frei!“ wird vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband gemeinsam mit dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf organisiert.
Ich möchte hiermit eindringlich an alle Menschen appellieren, auf blinde und sehbehinderte Menschen mehr Rücksicht zu nehmen!
Und ich wünsche uns allen von Herzen gerne einen sonnigen, friedlichen Herbst mit vielen glücklichen Momenten
Euer „alter“ Mann
Werner Michael Heus
Ein Kommentar
Hannelore
Guten Abend lieber Werner,
das Thema ist wieder sehr interessant und du hast es sehr gut erklärt.
Ich bin auch sehbehindert und habe ziemliche Einschränkungen.
Ich sehe oft blinde Menschen mit Stock, aber auch Blindenhunde, die
ihr Herrchen sehr sicher führen.
Schönen Abend wünsche ich Dir und bleib gesund.