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Bitte kein Krieg am Sonntagmorgen

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Meine heutige Kurzgeschichte handelt von einem Sonntagmorgen im März 2022. Der Grundgedanke lautet:

Bitte kein Krieg am Sonntagmorgen!
Die beteiligten Personen sind ein Familienvater, 27 Jahre alt und seine beiden Kinder. Als da wären die „Große„, 6 Jahre und der „Kleine„, 3 Jahre alt.
Papaaaaaaa, Hunger! Ich will was zu essen haben!„, höre ich einen Ruf, wie aus weiter Ferne. Als ich mich im Bett umdrehe und auf die Uhr schaue, ist es halb sieben am Morgen.
„Oha, jetzt aber nichts wie raus aus den Federn!“, denke ich so bei mir.“ Dann aber fällt mir ein, dass doch heute Sonntag ist! Na ja, was soll’s? Die Große will nun frühstücken. Ich gehe im Halbschlaf schnell die möglichen Optionen im Kopf durch.
Ihre Mutter kann ich ganz bestimmt nicht dazu bewegen aufzustehen, aber die Große könnte sich in ihrem Alter durchaus selber mal Frühstück machen. Den letzteren Gedanken verwerfe ich jedoch ganz schnell wieder, als mir vom letzten Mal das Bild der grenzenlosen Verwüstung in der Küche wieder in meine Gedanken kommt.

Also bleibt ja nichts anderes, als selbst ist der Papa.

Schnell etwas Wasser ins Gesicht, um richtig aus den Augen schauen zu können. Dann aber nichts wie ab in die Küche. Bei einem Blick in den Kühlschrank entdecke ich zwei Dosen Brötchenteig zum Selber aufbacken. Na, das ist doch schon mal was und die mögen alle. Während ich den Teig aus den Dosen befreie und auf einen Bogen Backpapier verteile, fängt urplötzlich mein Kopf an, die aktuelle Situation in der Ukraine zu verarbeiten. Wie geht es den Menschen dort? Gerade jetzt, nachdem der Waffenstillstand nicht eingehalten wurde?

Ach herrje, lieber nicht weiterdenken.

Bitte kein Krieg am Sonntagmorgen

Ich stelle die fertig gebackenen Brötchen zusammen mit Butter, Käse, Wurst und Marmelade auf den Tisch. Die Große hatte inzwischen den Fernseher eingeschaltet und klickt – neudeutsch: zappt – mit geübten Fingern durch die zahlreichen Fernsehprogramme. Zum Glück hatte ich am Vorabend daran gedacht, die Kindersicherung zu aktivieren.
Mit Rücksicht auf meine Frau, den „Kleinen“ und die Nachbarn lasse ich das zu. Ohne groß weiter nachzudenken, nehme ich mir eine Decke und lege mich auf die Couch.
In der Glotze ist gerade ein Kojote zu sehen, der eine Ente durch die Gegend jagt. Von einem Moment auf den anderen fühle mich in meine eigene Jugend zurückversetzt. Dieser Trickfilm ist zwar nicht gerade als gewaltfrei einzustufen, jedoch grundsätzlich recht harmlos.
Die Große lässt mich jedoch nicht lange in meinen Erinnerungen schwelgen. Bereits nach gefühlten 30 Sekunden schaltet sie erneut um. Auf dem nachfolgenden Sender muss ich mir ansehen, wie ein Mann und eine Frau das von sich geben, was im deutschen Fernsehen wohl absolut in ist. Die beiden Akteure reden gelinge gesagt wirklich nichts weiter als absoluten Schwachsinn. Mir fällt es schwer, in den Worten überhaupt irgendeinen Sinn erkennen zu können. Nun ja, Fernsehen eben, aber von Bildung leider mehr als meilenweit entfernt!
Unter dem Strich geht es wohl um irgendetwas, was man kinderleicht selber zusammenbauen kann. Ganz ehrlich, ich finde es ja auch wirklich toll, wenn bereits am frühen Sonntagmorgen schon derartige Sendungen ausgestrahlt werden, aber ob das Kinder auch so sehen?
Genau in diesem Augenblick finde ich diese Sendung so was von toll und bilde mir ein, dass meine Pay-TV-Gebühren wohl doch ganz gut angelegt sind.

Langsam aber sicher fallen mir die Augen zu.

Das Letzte, was ich gerade eben noch so zu denken imstande bin, ist: „Gott sei Dank sind wohl doch nicht alle guten Fernsehproduktionen ausgestorben!“
Im Dämmerzustand zwischen Schlaf und Wachsein, registriert mein Gehirn die unverkennbare Melodie von „Eine schrecklich nette Familie„. In diesem Moment denke ich nur: bitte kein Krieg am Sonntagmorgen!
Während ich die Augen aufreiße, wird mir bewusst, dass ich diese Folge schon gesehen habe. Da sie, wie eigentlich immer, ganz lustig war, gucke ich mit einem Auge hin. Ich sehe einen Sketsch, in dem eine Frau ihre Hände in den Hosen von zwei Männern hat, um die Größe ihres Geschlechtsteils zu ertasten, damit sie die richtigen Unterhosen für ihren Mann finden kann.
Mäßig witzig, aber genau in dem Moment, in dem die Frau zu einem der Männer sagt: „Ja, ihrer ist ja viel größer“, fällt mir auf, dass meine Tochter völlig gebannt in den Fernseher guckt und offensichtlich auch sehr angestrengt zuhört.
Schalte doch bitte um, mein kleiner Engel„,
sage ich schnell zu ihr. Und zu meiner Überraschung folgt sie meiner Bitte umgehend.
Und dann geht der Horror so richtig los! Reine Verkaufssender präsentieren die Steilvorlagen, um in jedem Haushalt für unnötige und langwierige Diskussionen zu sorgen!
Neben ferngesteuerten Fahrzeugen aller Art geht es um bunten Schlamm, diverse Actionspiele für den PC und erst recht für die Smartphones. Einiges war bereits 20 Jahre zuvor bekannt und wurde lediglich in eine neue modernere Verpackung gesteckt.
Da gibt es diverse, beinahe lebensechte Puppen, die selbstständig laufen und bestimmte Worte sprechen können. Und, kaum zu glauben, aber wahr, welche aus dem Spitzenklassensegment, die sogar Exkremente absondern können!
Ich schließe die Augen in Erwartung des Unvermeidlichen! Gleich kommt er und wird mir um die Ohren gehauen! Der Satz, den jedes Kind scheinbar mit der ersten Flasche Muttermilchersatz aufnimmt: „Das will ich auch haben.“ Jedoch zu meiner Überraschung bleibt der Satz weg. Die Finger der Großen fliegen weiterhin geübt über die Tasten der Fernbedienung.
Der nächste Sender. Ich erfahre, dass er demnächst in unsere Kinos kommt. Der zweite Teil der Comicverfilmung X-Man. Während ich mir den Trailer zum Kinostart angucke, kommt unser Kleiner unter meine Decke geschlichen und kuschelt sich an mich. Er nimmt eine Position ein, in der er den Fernseher optimal im Blick hat.
Nun wird es schön warm unter der Decke und langsam gleite ich wieder hinüber in die Schlafwelt. Im allerletzten Augenblick verpasse ich mir selber einen Tritt, stehe auf und schalte den Fernseher aus. Dort laufen gerade die neuesten furchtbaren Bilder vom Krieg in der Ukraine. Im Halbschlaf habe ich wohl die Kindersicherung ausgeschaltet.
Verwundert schaue ich auf die Uhr. Es ist 10 Minuten nach 10 am Sonntagmorgen.
Während ich Richtung Badezimmer schlendere, höre ich die lauten Protestrufe meiner Kinder aus der Küche. „Paaappaaaa….!“
PUH, fürs Erste habe ich heute riesiges Glück! Zunächst einmal geht es weiter mit dem üblichen Kinderprogramm, sprich mit Papa herumtollen an diesem Sonntagmorgen.
Wie soll ich meinen Kindern, 3 und 6 Jahre alt, verständlich und vor allem mit logischen Worten erklären, wie ein einzelner – ganz offensichtlich wahnsinniger –  Mensch gerade die gesamte Welt in Angst und Schrecken versetzt. Wie er Menschen- und Völkerrecht mit Füßen tritt. Bzw. wie er öffentliche Gebäude in Schutt und Asche legen lässt, ohne jede Rücksicht auf Frauen und Kinder. Oder wie er ….
An dieser Stelle möchte ich die Geschichte ausklingen lassen, denn Ihr könnt Euch jederzeit selbst anschauen, was in der Ukraine passiert und Euch ein Bild machen.
Bitte kein Krieg
Ich wünsche allen Menschen auf dieser Welt ein Leben in Frieden leben zu dürfen und sage voller Hoffnung:
„Bis dann! – ich hab Euch alle lieb!“
Euer alter Mann
Werner Michael Heus

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