Liebe Leserinnen und Leser

Ist der Pfingstochse 2023 atemberaubend?

In meinem vorhergehenden Artikel zum Thema: Pfingsten habe ich die Bedeutung der klassischen Symbole in den Vordergrund gestellt. Für viele Menschen weltweit sind diese von tragender Bedeutung. Sie gelten Länder und Kulturen übergreifend, was mich persönlich sehr freut.

Neben den Pfingstrosen und der Taube gibt es eine noch viele Traditionen und Bräuche. 

Am Pfingstsonntag hält sich in einigen Ortschaften, vor allem im Alpenraum, ein Brauch seit langer, langer Zeit. Es geht dabei um den Tag, an dem das Vieh das erste Mal im laufenden Jahr auf die Weide getrieben wird. Der Brauch besteht darin, es im Rahmen einer Prozession durch den Ort zu führen.

Das kräftigste Tier wird dazu mit Blumen, Stroh und bunten Bändern festlich geschmückt.

Und es darf als sogenannter Pfingstochse die Herde anführen.

Denkbar ist jedoch auch, dass der Ursprung dieses Treibens auf wahrlich uralte Bräuche unserer germanischen Vorfahren zurückzuführen ist. Die Geschichte besagt, dass die Germanen zur Pfingstzeit den Sommer mit einem Tieropfer begrüßen wollten.

Das könnte durchaus so gewesen sein, ist aber doch etwas zu lange her, um es noch konkret recherchieren und schlüssig beweisen zu können.

Möglich ist aber auch, dass der Begriff Pfingstochse ursprünglich mit den Metzgern zusammenhängt. In einigen Überlieferungen, die bis weit in das 19. Jahrhundert hineinreichen, stellt es sich folgendermaßen dar: Ein mit den oben genannten Utensilien drapierter Ochse wurde zuerst quer durch das Dorf getrieben, bis er müde war. Dann wurde er geschlachtet und letztendlich zu einer deftigen Schlachtplatte verarbeitet.

Vor allem unter jungen Männern, die in der Landwirtschaft tätig waren, war diese Tradition sehr lange verbreitet.

Von dem Brauch, an Pfingsten einen Ochsen besonders zu schmücken, leitet sich auch eine spöttische Bemerkung ab. Jemand sei „geschmückt wie ein Pfingstochse„, wenn er sich übertrieben fein angezogen und herausgeputzt hat.

Was allerdings bis in die heutige Zeit Bestand hat, ist, dass der Begriff „Pfingstochse“ heute im Wesentlichen auf Menschen angewendet wird. Es geht dabei um Mitmenschen, die sich zum Beispiel bei einem bestimmten Anlass nicht entsprechend, sondern sehr deutlich auffallend anders kleiden.

Neudeutsch: Menschen, die sich „overdressed“, also wie ein „Pfingstochse“ herausgeputzt haben.

In Bayern und ebenso bei unseren Nachbarn in Österreich wird auch derjenige Mensch so bezeichnet,
der am Pfingstsonntag am längsten schläft. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Menschen, die am Vortag ein ganz klein wenig zu tief ins Glas gesehen haben.

Der zweibeinige „Pfingstochse“

wird dann sogar manchmal auf einer Schubkarre durch
den Ort gefahren und ein ganz klein wenig belächelt.

Ich vermute mal, dass der eine oder andere von Euch bereits einmal einem Pfingstochsen begegnet ist oder einen zu Gesicht bekommen hat. In vielen Fällen führt eine solche Begegnung wahrscheinlich zumindest zu einem Schmunzeln. Lachen ist gesund und ganz sicher immer noch die beste Medizin.

Für den heutigen Tag wünsche ich Euch von Herzen gerne ganz, ganz viel Sonnenschein. Wenn nicht vom Himmel, dann zumindest in Euren Herzen. Kommt gut in das lange Wochenende und habt Spaß.

Viel Glück und toi toi toi wünscht 

Der „alte“ Mann

Werner Michael Heus

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