Mit Ochsenaugen ein Wunder erlebt
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ToggleLiebe Leserinnen, liebe Leser
Meine Großmutter wusste viele, viele Weihnachtsgeschichten zu erzählen. Einige davon haben sich regelrecht in mein Gedächtnis „eingebrannt“, weil sie mir ganz besonders zu Herzen gegangen sind. Eine davon ist die nachfolgende Geschichte mit ganz viel Tiefgrund:
Mit Ochsenaugen ein Wunder erlebt
Auf ein langes, aber vor allen Dingen hartes Leben, in dem er so einiges erlebt hatte, konnte der Ochse mit vielen guten, aber natürlich auch weniger guten Erinnerungen zurückblicken.
Früher hatte er für seinen Besitzer jeden Tag den Karren gezogen, hatte ihm geholfen, das Feld zu bestellen und hatte ihm auch sonst immer treu zur Seite gestanden.
Nun war er ins hohe Alter gekommen und hatte sich einen ruhigen Lebensabend verdient.
In dem schönen Stall hinter dem Haupthaus seines Herren durfte er jetzt seinen Lebensabend verbringen. Hier gab es immer frisches, wohlriechendes, leckeres Heu und weiches, kuscheliges Stroh. Der Stall hatte sogar ein Fenster, durch das man den Mond und den Sternenhimmel betrachten konnte.
So anstrengend das arbeitsame Leben des Ochsen gewesen war, so behaglich, wohlig und ruhig war es jetzt. Jedoch dann kam diese eine ganz bestimmte Nacht, in der es um die Ruhe des Ochsen geschehen sein sollte.
Zu einer außergewöhnlich späten Stunde betrat sein Herr den Stall. In seiner Begleitung befanden sich ein Mann, eine Frau und ein Esel.
„Das hier ist das Nachtlager, was ich euch zur Verfügung stellen kann. Ein Bett steht zwar nicht darin, aber ihr seid sicher vor Wind und Wetter geschützt und das Stroh ist frisch und warm!”, sagte der Bauern zu dem Mann und der Frau.“
“Vielen, vielen Dank! Das ist so nett von ihnen, wir waren schon ganz verzweifelt und es ist ein sehr gutes Nachtlager.”, sagte der Mann.
Er führte den Esel zu dem Ochsen,
der das Geschehen mit seinen großen Ochsenaugen skeptisch beobachtete. Ein wenig widerwillig machte er jedoch ein bisschen Platz.
Sein Herr verschwand mit den Worten: „Wenn ihr noch etwas braucht, dann meldet euch einfach“ wieder ins Haupthaus.
Der Mann und die Frau breiteten einige Decken auf dem Stroh aus. Die Frau verhielt sich irgendwie seltsam. Sie ging stark nach vorne gebeugt und klammerte sich immer wieder an ihrem Mann fest. Aus der Sicht des Ochsen gab sie sehr seltsame Geräusche von sich.
Er versuchte wirklich alles, um irgendwie zur Ruhe zu kommen, aber bei diesen seltsamen Geräuschen konnte er nun doch wirklich unmöglich in den Schlaf finden. Gleichzeitig fühlte er, dass irgendetwas „in der Luft liege“
Irgendwann im Verlaufe der Nacht sagte die Frau:
“Geh besser hinaus, Josef, denn so wie es sich jetzt gerade anfühlt, kann es nicht mehr allzu lange dauern!” Daraufhin verließ der Mann den Stall.
Wie gerne hätte auch der Ochse den Stall verlassen, aber ihn fragte ja keiner.
Was der Ochse in den darauffolgenden Stunden miterleben durfte und was er alles zu sehen bekam, darüber wollte er später niemandem die genauen Details berichten. Sie erschienen ihm einerseits zu schlimm und andererseits viel zu intim.
Jedoch eine Sache erzählte er immer und immer wieder:
Die Frau war leider die gesamte Zeit über nicht leiser geworden. An Ruhe war also nicht zu denken. Und zu einem späteren Zeitpunkt wurde es sogar noch so richtig, richtig laut.
Das lebenslang stets gute Herz des alten Ochsen wurde ganz butterweich, als ihm bewusst wurde, welch ein Wunder da direkt vor seinen Augen geschehen war.
Urplötzlich schrie da ein kleiner Mensch und durch das Fenster des Stalls schien, genau in dem Augenblick des ersten Schreis,
der hellste und prächtigste Stern,
den der Ochse jemals in seinem Leben gesehen hatte.
Das war so wunderschön anzuschauen und so aufregend, da machte es auch fast nichts mehr aus, dass es mit der Ruhe in dieser Nacht nicht mehr besser wurde.
Ständig kamen irgendwelche Leute in den Stall und fielen auf die Knie. Es schien dem Ochsen fast so, als ob da Menschen aus aller Herren Länder in den Stall kamen, denn eine so bunte Gesellschaft hatte er vorher noch nie gesehen. Einige Besucher brachten sogar Geschenke mit, darunter auch Gold, was damals als Bekenntnis galt, dass es sich bei dem Neugeborenen um einen König handeln würde. Jedoch was noch viel schöner war: Alle Menschen waren fröhlich und freuten sich.
Und auch der Ochse freute sich über alle Maßen und war auf seine alten Tage heilfroh, dass er dieses Wunder noch hatte erleben dürfen.
Und was ist die Moral von der Geschicht?
Auch im fortgeschrittenen Alter ist es durchaus möglich, ein Wunder erleben zu dürfen!
Wie auch immer Ihr Euch gerade fühlt und wo auch immer Ihr gerade seid, ich wünsche Euch von Herzen gerne eine gesunde & fröhliche Vorweihnachtszeit. Für heute wünsche ich Euch einen harmonischen 3. Advent.
Euer „alter“ Mann
Werner Michael Heus
2 Kommentare
Hannelore
Hallo lieber Werner,
die Geschichte war wieder sehr schön die du
erzählt hast.
Es heißt doch Wunder gibt es immer wieder.
Schöne Vorweihnachtszeit wünsche ich Dir
und einen besinnlichen ruhigen 3. Advent.
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