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Jemand das Wasser reichen können

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

 

im Mittelalter wurde nicht mit Besteck, sondern
mit den bloßen Fingern gegessen.
Aus Gründen der Hygiene wurde vor und nach dem Essen eine Schale Wasser gereicht, um den Gästen das Waschen ihrer Finger zu ermöglichen. 

 

 

Dies wurde jedoch nur in vornehmen Häusern so gehandhabt.

In Erzählungen über das Essen in den vornehmem Häusern,
etwa bei Hofe, wird das so genannte „wazzer nemen“ erwähnt.

Den Gästen das Wasser reichen, durften nur ein
ganz bestimmter Untergebener des Hausherrn.

Wer nicht einmal wert genug war, Wasser reichen zu dürfen, dann war dieser derart weit vom Standard der Gäste entfernt, dass er diesen im wahrsten Sinne des Wortes:
„nicht das Wasser reichen kann.“

Der Brauch des Wasserreichens war aber bereits in der Antike bekannt.

Im Alten Testament, 2. Buch der Könige, 3,11, heißt es:

„Ist kein Prophet des Herrn hie, dass wir den Herrn durch ihn ratfragten? Da antwortete einer unter den Knechten des Königs Israels und sprach: Hie ist Elisa, der Sohn Saphats, der Elia Wasser auf die Hände goss.“

Die Bedeutung dieser Redewendung wurde vor allem auch durch folgendes Zitat aus Goethes „Faust“ bekannt:

„Aber ist eine im ganzen Land,
Die meiner trauten Gretel gleicht,
Die meiner Schwester das Wasser reicht?“

Wenn jemand und dann auch etwa noch mit überheblichem Ton fragt: 

„Kann mir bitte mal jemand das Wasser reichen?“

kann man davon ausgehen, dass dieser Mensch überheblich ist und auf einem verdammt hohen Ross sitzt!

Es handelt sich dabei wohl kaum um eine unhöfliche Aufforderung an den Ober, sondern viel mehr um eine Suche nach Gleichgesinnten.

Also Menschen, die sich auf der gleichen Stufe wie man selbst befinden, sei es nun sozial, intellektuell oder finanziell. Eben Menschen, die einem das Wasser reichen können.

Der finnische Wissenschaftsjournalist Ari Turunen hat über das Thema ein Buch geschrieben, in welchem er eine Zeitreise durch die Weltgeschichte macht und aufzeigt, zu was Arroganz bestimmter Menschen geführt hat und welche Katastrophen derlei Verhalten in der Kulturgeschichte hinterlassen hat.

Ich persönlich mag Überheblichkeit überhaupt nicht und denke, dass diese ein „Killer“ für jegliches zwischenmenschliche Leben ist.

Geht bitte einfach nett miteinander um, ergänzt Euch gegenseitig und versucht das ohnehin meist bescheidene Leben so friedlich wie möglich über die Bühne zu bekommen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen von Herzen gerne einen erfolgreichen Tag.

Werner

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