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Wie es zum Weihnachtsbaum kam

* Liebe Leserinnen, liebe Leser *

Vor vielen Jahren stapfte der Weihnachtsmann an einem trüben Dezembertag durch den Wald.

Er war verärgert, denn er hatte nicht mehr wirklich Freude an seinem Job. Jahr für Jahr war es immer dasselbe, es war kein richtiger Schwung mehr drin rund um das Weihnachtsfest.

Spielzeug und Süßigkeiten waren ja schön und gut, aber für die Ewigkeit war das nichts. Die Kinder freuten sich zwar „irgendwie“ darüber, aber sie sollten doch eigentlich vor lauter Freude jubeln! Und vor Freude singen, aber das taten sie nur in seltensten Fällen.

Seit einigen Wochen hatte der Weihnachtsmann schon intensiv darüber nachgedacht, was er wohl Neues erfinden könne, um wieder echte Weihnachtsfreude in die Kinderwelt zu bringen. Noch besser wäre jedoch eine Weihnachtsfreude, die dann auch die Herzen der Erwachsenen hoffentlich erreichen würde.

Tief in Gedanken stapfte er durch den verschneiten Wald, bis zu einer Gabelung, wo er sich mit dem Christkind treffen wollte. Die beiden besprachen jedes Jahr die Verteilung der Geschenke.

Bereits von weitem erkannte er, dass das Christkind da war, denn dort war ein heller Schein. Das Christkind hatte ein langes, weißes Pelzkleidchen an und strahlte über das ganze Gesicht.

“Na alter Mann, wie geht`s Dir?“, fragte das Christkind.

Es hakte sich beim Weihnachtsmann unter und ging mit ihm den Weg weiter.

“Ganz ehrlich gesagt”, antwortete der Weihnachtsmann, “macht mir die ganze Sache nicht mehr wirklich Spaß! Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt, aber ich hab keine Lust mehr dazu. Pfefferkuchen, Spekulatius, Äpfeln und Nüsse sind doch wohl nicht mehr von echtem Interesse. Die essen die Menschen auf, und schwupp, dann ist das Fest vorbei!

Ich denke, es ist allerhöchste Zeit etwas Neues erfinden! Etwas, was nicht zum Essen und nicht zum Spielen ist, wobei jedoch Alt und Jung singt, lacht und fröhlich wird.”

Das Christkind machte ein sehr nachdenklichen Gesicht, überlegte kurz und sagte dann:

“Ich gebe ich Dir absolut recht, alter Mann. Auch mir ist das bereits aufgefallen, aber es ist nicht so einfach etwas zu finden, was wieder so richtig Schwung in die Angelegenheit bringt.”

“Das ist es ja gerade”, knurrte der Weihnachtsmann, “ich bin zu alt und vielleicht auch bereits ein wenig zu dumm dazu. Habe bereits schlimme Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken. Und es fällt mir nichts Vernünftiges ein. Wenn es so weiter geht, schläft allmählich die ganze Sache ein! Dann wird Weihnachten ein Fest von dem die Menschen nichts weiter  haben, als faulenzen, essen und trinken.”

Nachdenklich gingen sie weiter durch den weißen Winterwald.

Es war völlig still im Wald. Nach einer Weile kamen sie an eine Stelle, wo große und kleine Tannen standen. Hier sah es wunderschön aus.

Der Mond schien hell und klar, alle Sterne leuchteten, der Schnee sah aus wie Silber, und die Tannen standen darin, grün und weiß. Es war eine herrliche Pracht.

Eine etwa 2 m hohe Tanne sah ganz besonders prachtvoll aus.

Sie war ebenmäßig gewachsen, hatte auf jedem Zweig einen Schneestreifen, an den Zweigspitzen kleine Eiszapfen, und glitzerte und flimmerte nur so im Mondenschein.

Das Christkind ließ den Arm des Weihnachtsmannes los, zeigte auf die Tanne und fragte:

Ist diese Tanne nicht wunderschön, lieber alter Mann?”

“Ja”, antwortete der Weihnachtsmann, aber was hilft uns das, liebes Christkind?

“Gib mal bitte ein paar Äpfel her”, antwortete das Christkind, “ich habe da so eine Idee”.

Der Weihnachtsmann stellte seinen Jutesack im Schnee ab, kramte darin herum und holte ein paar sehr schöne Äpfel heraus. Anschließend fasste er in seine Manteltasche, holte sein Messer hervor und reichte es dem Christkind.

Sieh an, wie schlau Du doch bist”, sagte das Christkind, “Nun schneide mal bitte Bindfaden in Stücke, die etwa so lang sind, wie meine Hand und schnitze mir ein paar kleine, spitze Holzpflöcke.”

Dem Weihnachtsmann kam das zwar alles komisch vor,

aber er sagte nichts, sondern tat um, was das Christkind ihn gebeten hatte. Als er die Bindfaden und die Holzpflöcke fertig hatte, nahm das Christkind einen Apfel, steckte einen Holzpflock hinein, band den Faden daran und hängte den an einen Ast.

“So”, sagte es dann, “nun müssen alle anderen Äpfel so vorbereitet und dann anhängt werden. Du kannst Du mir dabei helfen, aber sei bitte vorsichtig, dass der Schnee nicht abfällt!”

Der Weihnachtsmann half, obwohl er nicht so recht wusste, warum. Und innerlich musste er sogar zugeben, dass es ihm sogar Spaß machte.

Als die Tanne voll mit roten Äpfeln hing, trat er ein paar Schritte zurück, lachte und sagte: “

„Guck mal einer an, wie schön das aussieht! Aber sag mal bitte, was das für einen Zweck hat?”

“Muss denn immer alles sofort einen Zweck zu haben?” lachte das Christkind.

Pass auf, es wird noch schöner. Nun gib mal bitte noch Nüsse her!”

Der Weihnachtsmann holte aus seinem Jutesack Walnüsse heraus und gab sie dem Christkind. Das steckte in jedes ein Hölzchen, machte einen Faden daran, rieb immer eine Nuss an der goldenen Oberseite seiner Flügel, und dann war die Nuss goldfarben, und die nächste an der silbernen Unterseite seiner Flügel, und dann hatte es eine silberne Nuss. Diese hing sie sodann zwischen die Äpfeln auf.

“Na, was sagst Du jetzt, mein lieber alter Mann?” fragte es dann, “ist das nicht herzallerliebst anzuschauen?

Ja”, antwortete der Weihnachtsmann,aber ich habe immer noch keine Idee!

“Ach komm schon!”, lachte das Christkind, “hast Du auch Lichter mit dabei?”

“Lichter nicht”, meinte der Weihnachtsmann, “aber ein paar dünne Kerzen aus bestem Wachs.”

“Das ist fein”, sagte das Christkind, nahm die Kerzen, brachte sie an einigen Zweigenden an, bog sie hübsch gerade und fragte dann: “Hast Du auch noch Feuer?”

“Gewiss”, sagte der alte Mann, und holte ein paar Schwefelhölzer aus der Manteltasche.

Das Christkind nahm eines der Hölzer und zündete damit erst die oberste Kerze an und dann alle anderen nach und nach.

Es strahlte über das ganze rosige Gesicht und klatschte vor lauter Freude in die Hände.

Wie es zum Weihnachtsbaum kam

Und selbst der alte Weihnachtsmann sah nicht mehr ganz so brummig aus wie zuvor.

Als die Kerzen ein wenig heruntergebrannt waren, wehte das Christkindchen mit seinen Flügeln, sodass die Lichter ausgingen. Dann bat es den Weihnachtsmann, das Bäumchen ganz vorsichtig abzusägen.

Und dann gingen beide los in Richtung des Dorfes und nahmen das bunte Bäumchen mit.

Als sie dort ankamen, schliefen bereits alle. An dem kleinsten Häuschen hielten die beiden an.

Das Christkind öffnete leise die Tür auf und trat ein; der Weihnachtsmann kam hinterher. In der Stube stand ein dreibeiniger Schemel mit einer durchlochten Platte, den stellten sie auf den Tisch und steckten den Baum hinein.

Der Weihnachtsmann legte noch allerlei schöne Dinge: Spielzeug, Kuchen, Äpfel und Nüsse unter den Baum, und dann verließen beide das Haus ebenso leise, wie sie es betreten hatten.

Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am Morgen erwachte und den bunten Baum sah, staunte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den das Christkinds mit den Flügeln gestreift hatte, Gold – und Silberflimmer hängen sah, da wusste er Bescheid. Er steckte die Kerzen an dem Bäumchen an und weckte seine Frau und die Kinder.

Juchhu, war das eine Freude, wie an keinem Weihnachten je zuvor.

Keines der Kindern schaute nach dem Spielzeug,  dem Kuchen oder den Äpfeln. Alle staunten nur über den herrlichen Lichterbaum. Sie fassten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie kannten.

Draußen vor dem Fenster standen das Christkind und der Weihnachtsmann. Sie sahen lächelnd zu und freuten sich, dass alles so prima geklappt hatte.

Als der Tag richtig hell geworden war, kamen Freunde und Verwandte, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen in den Wald, um auch für sich und ihre Kinder ein Weihnachtsbäumchen zu holen.

Am Abend brannte dann in nahezu jedem Haus ein Weihnachtsbaum, und überall hörte man Weihnachtslieder und  fröhlich lachende Menschen.

Von diesem Dorf aus wanderte der Weihnachtsmann quer durch ganz Deutschland und von da aus in die ganze Welt.

Übrigens, aus dem Grund, dass der erste Weihnachtsbaum also am Morgen brannte, wird auch heutzutage noch in einigen Gegenden die Bescherung morgens durchgeführt.

Und was ist die Moral von der Geschicht?

Könnt Ihr Euch Weihnachten ohne einen Baum vorstellen, ich nicht.

Wie auch immer Ihr Euch gerade fühlt und wo auch immer Ihr gerade seid, ich wünsche Euch von Herzen gerne eine gesunde & fröhliche Vorweihnachtszeit.

Euer „alter“ Mann

Werner Michael Heus

Ein Kommentar

  • Bernadette

    Ich muss schon sagen, dass diese Version sehr einleuchtend klingt. Irgendwie bzw. irgendwann muss ja jemand auf die Idee gekommen sein, mit einfachen Mitteln etwas Schönes zu kreieren.

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